Kein anderer Stadtteil Münsters stand und steht wohl so im Zeichen des expandierenden Wohnungsbaus wie Gievenbeck im Stadtbezirk West. Vor allem in den letzten Jahrzehnten hat sich Gievenbeck städtebaulich rasant verändert.
Geschichtliche Entwicklung
Der Name "Gievenbeck" weist vermutlich auf den Bach hin, der den Ort von Nordosten nach Südwesten durchfließt. Sein Name "Goltepelsbach", "Gievenbach" oder plattdeutsch "Güörtpott" wiederum ist wahrscheinlich auf germanische Ursprünge zurückzuführen, als in Gievenbeck der Göttervater Wotan besonders verehrt wurde. Namentlich wird Gievenbeck jedenfalls zum ersten Mal im Jahre 889 als "villa Gibonbeki" in offiziellen Urkunden erwähnt. Ebenfalls im 9. Jahrhundert fand wohl die erste Besiedlung statt. Sie zog sich zunächst vom Coesfelder Weg aus, der nicht identisch ist mit dem heutigen Coesfeldweg, den Gievenbach hinauf. Hier wurde zur Beschaffung von Wohn- und Ackerraum Wald gerodet. Damit entstand die heutige "Gievenbecker Reihe" mit einer größeren Anzahl von Höfen, von denen heute noch einige vorhanden sind.
Gievenbeck im 20. Jahrhundert
Lange Zeit war Gievenbeck, das im April 1903 als "Gievenbecker Reihe" zum Bezirk "Überwasser" in das Stadtgebiet Münsters eingemeindet wurde, lediglich eine kleine Streusiedlung: Noch um 1920 präsentierte sich der Ort als reine Bauerschaft mit rund 520 Einwohnern. Es gab weder Straßenbezeichnungen noch Wasserleitungen oder eine Kanalisation.Elektrizität wurde erst 1921 im Zuge der so genannten "Gemeinschaftshilfe" nach Gievenbeck gebracht.
Stadtteil der Studierenden
Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann Gievenbeck als Wohngebiet stark an Bedeutung: Mit der Ausdehnung der Universität nach Westen entwickelte es sich rasch zu einem Stadtteil vor allem für Universitätsangehörige und Studierende. Besonders zu Beginn der 70er Jahre konzentrierte sich die Bautätigkeit vor allem auf das Schaffen von Wohnraum für Studierende. Damals entstanden die ersten Studierendenwohnheime am Enschede- und Rüschhausweg.
Weitere Wohngebiete entstehen
In den 80er Jahren setzte ein neuer Expanionsschub ein, Gievenbeck wuchs immer mehr zum großstädtischen Wohnbezirk heran: Bebauungsschwerpunkt wurde nun der Norden mit Wohngebieten an der Von-Esmarch-Straße und im Bereich Schöppingenweg/Gescherweg.
Ab Anfang der 90er Jahre entstand das Wohngebiet Toppheide. Die bauliche Dynamik geht in Gievenbeck Südwest weiter. Mit diesem großen Wohngebiet erhält Gievenbeck weitere Kindergärten und Schulen einschließlich eines Gymnasiums, eine Dreifachsporthalle, ein "Multifunktionshaus" und zahlreiche neue Geschäfte.
Ausblick
Es ist absehbar, dass Gievenbeck die 20.000-Einwohner-Marke erreichen und dann nach Hiltrup der zweitgrößte Stadtteil Münsters sein wird. Der grüne Siedlungsschwerpunkt im Westen ist attraktiv, auch der hohe studentische Bevölkerungsanteil wird ihn auf Dauer "jung" halten.